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Hoch hinaus

Zu Besuch auf dem Flugplatz Bad Ragaz

Ein heisser Sommertag. Es ist windstill. Der perfekte Tag für einen Besuch auf dem Flugplatz Bad Ragaz. Flugplatzleiter und Flugschullehrer Carlo Ronchetti und sein Flugschüler Dario Morandi sitzen im Schatten bei einem Kaffee und unterhalten sich. Wir setzen uns dazu. Carlo Ronchetti ergreift das Wort und erzählt über den Flugplatz. Dafür beginnt er ganz am Anfang, weshalb wir nun in vergangene Zeit eintauchen.

Im Jahr 1957 gab es rund um Bad Ragaz sogenannte Flugpioniere, die Land von Landwirtinnen und Landwirten mieteten, um darauf mit ihren Flugzeugen landen zu können. Dabei handelt es sich um dasselbe Land, auf dem der Flugplatz auch heute noch steht. Das erste Flugzeug landete 1958 in Bad Ragaz. Damals bestand der Flugplatz aus einem kleinen Hangar und einem alten Eisenbahnwagen, der als Büro diente. Mit der Bezahlung der Miete an die Bäuerinnen und Bauern, nahmen es die Flugpioniere allerdings nicht so genau. Auch der Churer Architekt Thomas Domenig senior gehörte zu den Flugbegeisterten der Zeit und suchte einen guten Flugplatz. So bezahlte er die ausstehenden Mieten an die Bäuerinnen und Bauern und konnte später dann das Land kaufen. So entstand nach und nach der Flugplatz, wie wir ihn heute unter der Firma Docair AG aus dem Hause Domenig kennen. «Letzterer war es auch, der mich nach meiner Pensionierung als Captain hier als Flugplatzchef haben wollte. Und hier bin ich», holt uns Carlo Ronchetti wieder in die Gegenwart zurück. Er nutzte diese Gelegenheit und eröffnete auf dem Flugplatz die Flugschule «Fly4fun». So leitet er heute gemeinsam mit seinem Kollegen und Swiss-Captain Hans Stieger die Schule «Fly4fun». Nebst Flugzeugen steht auch ein Flugsimulator zur Verfügung. Das Gespräch wird von einem lauten Motorlärm unterbrochen. Wir warten, bis dieser wieder verstummt. «Um die Ecke ist eine Flugzeugwerkstatt. Die testen gerade ein repariertes Flugzeug», übertönt Dario Morandi den Lärm.

Der Motor geht aus und schon ist es wieder ruhig. Wo waren wir noch gleich? Flugschule. Flugplatz. Genau.

Seitens Luftamt sind auf dem Flugplatz jährlich 15 000 Bewegungen gestattet, wobei Start und Landung als zwei Bewegungen gelten. Abheben und landen können hier verschiedene «Vögel». Von ein- und zweimotorigen Flugzeugen, über Segelflieger bis hin zu Helikoptern. Letztere meist nur für Übungen. Der Anflug des Flugplatzes sei nicht der Einfachste: «Wir haben hier eine kurze Piste, meist anspruchsvolle Windverhältnisse und einen ziemlich steilen Anflug», begründet der Flugplatzleiter die Schwierigkeiten.

«Kommt, wir machen eine Runde durch den Hangar und danach fliegen wir ein bisschen», fordert er auf. An der Flugzeugwerkstatt vorbei kommen wir zu der grossen Halle, in welcher Kleinflugzeuge in verschiedensten Farben stehen und von der Decke hängen. Rund 40 Flugzeuge sind in diesem Hangar untergebracht. Nach einem kurzen Rundgang bleiben wir bei einem einmotorigen Flugzeug in grüner Farbe stehen. Eine «Cessna 172», wie wir lernen. Sie ist das Schulflugzeug. An diesem Modell zeigt Dario Morandi den Kontrollrundgang, den sogenannten «Outside Check», den es vor einem Flug zu machen gilt. Dafür werden Daten vom Cockpit abgelesen, die Positionslampen kontrolliert und die Beweglichkeit der Landeklappen sowie der Höhen- und Seitenruder geprüft. Er steigt auf eine Leiter, um mit einer Art Lineal für die Benzinmessung die aktuelle Menge im Tank festzustellen. Nach einigen weiteren Schritten wird «der grüne Laubfrosch», wie sie den Flieger auch nennen, an die Tanksäule gefahren. Die Flugvorbereitung ist nicht zu unterschätzen. «Ist nicht alles einwandfrei, geht man nicht in die Luft. Ganz einfach», betont Carlo Ronchetti streng. Vor einem Flug muss auf dem Flugplatz via Funk zudem auch noch eine Start- und Landemeldung gemacht werden.

In der Zwischenzeit wurde das Flugzeug getankt und in Position gebracht. Nun heisst es nur noch einsteigen. Die Sonne brennt auf den Asphalt des Flugplatzes. Wir freuen uns auf den Schatten, den das Flugzeugdach uns gewährt. Wir setzen uns in die «Cessna». Die Autorin auf den Pilotensitz. Auch hier gilt es nochmals einige Punkte auf einer Checkliste durchzugehen. Dies erledigt der Fluglehrer mit routinierter Gründlichkeit. Alle angeschnallt, Kopfhörer auf, los gehts. Wir rollen auf die Startbahn und wenige Sekunden später sind wir schon in der Luft und übernehmen das Steuer. Vom Flugplatz aus Kehrtwende über Maienfeld und dann geradeaus bis nach Chur. Die gewünschte Wirkung des Schattens im Flugzeug tritt nicht ein. Im Gegenteil. Es ist wahnsinnig heiss. Doch das ist nur Nebensache. Unsere Aufmerksamkeit gilt dem Steuerhorn.

Es fühlt sich an, als würde man in der Luft hängen und sich nicht von der Stelle bewegen. So ähnlich wie eine kleine Biene. Der leichte Wind, der den Flieger immer wieder mal anhebt und dann kurz plumpsen lässt, überzeugt vom Gegenteil. Durch die Kopfhörer können wir den vorgeschriebenen Funksprüchen, die der Fluglehrer durchgibt, lauschen. Ab und an auch eine Anweisung an die Neo-Pilotin. «Die Nase etwas tiefer und schön halten», leitet Carlo Ronchetti an. Schon bald erblicken wir das Medienhaus der Somedia und fliegen im Halbkreis darüber. Dann geht es wieder in Richtung Flugplatz. Die Landung steht an. Carlo Ronchetti übernimmt wieder das Steuer. Sanft landet er den Vogel auf derselben Piste, auf welcher wir zuvor gestartet sind. Kaum am Boden angekommen, heben wir bereits wieder ab. Nun zeigt Dario Morandi sein Können und wir geniessen die Aussicht.

Infos unter:
Fly4Fun
Bad Ragaz Aerodrome