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Gelati vom Kornplatz

In der Churer Gelateria «Evviva» herrscht die Qual der Wahl

Evviva il Gelato! Oder auf gut Deutsch: Es lebe die Glace! Besser noch: Hoch lebe die Glace! Denn diese süsse eiskalt gefrorene Kugel sorgt mit Sicherheit für ein Hochgefühl. Und wenn das «Evviva» auf dem Churer Kornplatz auch gleich noch eine Gelateria ist, dann gibt es kein Halten mehr. Eine Gelateria im Hochsommer. Das muss einfach sein. Vanille, Erdbeer, Schoggi. Zuckerwatte, Whisky, Cookie-Stella. Was darf es sein? Hier herrscht die Qual der Wahl. Doch der Reihe nach. 

Es ist Dienstag, 9 Uhr, in der Gelateria «Evviva» auf dem Churer Kornplatz. Im Lokal geht es bereits emsig zur Sache. Tische werden geputzt. Stühle zurecht gerückt. Die Glacevitrine gereinigt. Das ist jeden Dienstag so. Weil am Montag Ruhetag ist. Und die ersten Gäste lassen auch gar nicht lange auf sich warten. Stammgäste. Und so geht es morgens um Neun in der Gelateria schon äusserst fröhlich, lebhaft und laut zu und her. Auch Sebastian Frey, von den Gästen gerne Baschi genannt, setzt sich an einen Tisch. «Wir sind ein ganzjähriger Betrieb», erklärt der Gruppenleiter das Erfolgsrezept. «Wir bieten Gastronomie, Glace und Ladenverkauf.» Diese drei Bereiche in Kombination sind das, was die Gelateria am Leben hält. «Allein für Glace ist die Saison in unseren Breitengraden mit höchstens sechs Monaten im Jahr ganz einfach zu kurz», so Baschi Frey. Kommt dazu, dass der Standort am Kornplatz ausserordentlich gut ist. Seit drei Wochen hat das «Evviva» täglich bis zu vier Schulklassen im Laden. Damit nicht genug. Einheimische und Gäste. Churerinnen und Touristen. Stammkundinnen und Laufkunden. Die Polizei von nebenan und Mitarbeitende des benachbarten Standesamts. Sie alle wollen Glace schlecken. 

Und welche Sorten am liebsten? «Momentan ist das Cookie-Stella der absolute Renner», verrät Baschi Frey und lacht. Es ist also jene Schoggimilchguetzlikombination, die alle wollen. Pardon. Nicht ganz alle. Bei den Kleinen ist die Farbe entscheidend. Und somit die blaue Glace hoch im Kurs. Und welchen Geschmack hat Blau? «Zuckerwatte, Kaugummi und Vanille-Honig», so der Gruppenleiter. Das schmeckt den Kleinen mit Sicherheit. Anders bei der grünen Glace. Auch die möchten die Kinder unbedingt haben. Aber grün schmeckt wie After Eight und damit für die Kleinen eher wie Zahnpasta. Für Baschi Frey kein Problem. «Sie dürfen die Glace vorher probieren», sagt er. «Wir möchten, dass die Glace schmeckt und nicht im Kübel landet.» So oder so. 24 Sorten sind es, die sich jeweils kunterbunt nebeneinander in der Vitrine präsentieren. Je nach Saison wechseln die Aromen. Beispielsweise Holunder und Rhabarber. Die klassischen bleiben. Zum Beispiel Vanille, Schoggi, Erdbeer und Haselnuss. 60 bis 80 Rezepturen sind es insgesamt. Und so produziert der Koch aus dem «Evviva» jeden Dienstag und Mittwoch in Vollzeit Gelati in der Molkerei im Plankis an der Emserstrasse. An diesen beiden Tagen wechselt Baschi Frey in die Küche. Er ist nämlich ebenfalls gelernter Koch. «Es ist schön, dass ich so ein bisschen zurück in meinen angestammten Beruf kann», schwärmt er.

Wie auch immer. Im «Evviva» ist auch die Integration gross geschrieben. Die Gelateria am Kornplatz ist nämlich ein Angebot der Plankis Stiftung, die sich seit jeher für das Leben und Wirken von erwachsenen Menschen mit Beeinträchtigung einsetzt. Betreuung in den Bereichen Wohnen, Tagesstruktur und Ausbildung. Das sind die Kernkompetenzen der Stiftung. Und so arbeiten auch im «Evviva» rund zehn Klientinnen und Klienten. «Wir versuchen, ein kollegiales und freundschaftliches Miteinander aufzubauen», betont Baschi Frey. «So, dass sie auch wirklich Freude haben am Arbeiten.» Das ist das, was der Betrieb vermitteln möchte. Und es hilft den Menschen. Sie spüren die Wertschätzung. Dass sie ihren Beitrag geleistet haben. Dass sie ein wichtiger Teil des Ganzen sind. «Wir möchten uns damit aber keinesfalls exponieren», so der Gruppenleiter. «Die Gäste sollen es als normal empfinden, dass jemand mit einer Beeinträchtigung ihnen das Essen oder die Rechnung bringt. Oder die Glace rausschöpft.» Eine halbe Tonne pro Wochenende ist es übrigens, was über die Theke geht. Das sind rund 20 Tonnen pro Jahr. 

Es geht gegen Mittag. Die Tische sind gut besetzt. Und an der Glacevitrine gibt es einen kleinen Stau. Die kalte Köstlichkeit wird in der Waffel und im Kübeli angeboten. Oder auch im Coupeglas serviert. Schön aufgemacht mit Früchten und Rahm. Die Terrasse auf dem Kornplatz darf gerne mit den Takeaway Glaces benutzt werden. Im Restaurant wird ausschliesslich bedient. Übrigens ist das «Evviva» auch sonntags ab dem frühen Nachmittag geöffnet. «Die Leute möchten am Sonntag hier Glace essen», so Baschi Frey. Und gleich noch etwas. Die Sommer-Gelateria wird in der kälteren Jahreszeit kurzerhand zur Winter-Gelateria. Die eiskalten Sorbets werden dann zu Gelati Caldi. Diesem luftigen, parfaitähnlichen Halbgefrorenen. Zimt. Orangen. Amaretto. Tiramisu. Whisky. Wie verführerisch. Sollen wir uns im Sommer tatsächlich schon auf den Winter freuen? Von wegen. Jetzt ist die Sommerglace an der Reihe. Diese lässt sich direkt aus der Truhe zu einem feinen Coupe zusammenstellen. Was darf es sein? Ein Eiscafé? Oder vielleicht gar den Coupe für Zwei? Jenen mit fünf Kugeln Glace, Meringues, Früchten und viel Schlagrahm? «Diesen hat letzten Sonntag jemand alleine gegessen», verrät Baschi Frey und lacht. Und dann kreiert er ruckzuck einen Eiskaffee a la «Evviva». Ein Geheimtipp aus der Gelateria. Diese kann übrigens nächstes Jahr das zehnjährige Bestehen feiern. «Es läuft immer besser», betont der Gruppenleiter. So sehr, dass den Sommer über freitags und samstags viele Kantischülerinnen und -schüler im Betrieb aushelfen. Dann, wenn jeweils bis 22 Uhr geöffnet ist. Die Gelateria wird zum Sommerjob. Auch wenn es draussen mittlerweile bedrohlich schwarz am Himmel ist. Gewitter sind angesagt. Egal. Glace geht immer.

www.plankis.ch

Der Bericht über die Gelateria «Evviva» ist der Auftakt zur jährlichen Sommerserie. Unter dem Signet «Sommerjob» erscheinen im Juli und August weitere Geschichten.

Geheimtipp: Der Eiscafé


Der Eiscafé im «Evviva» ist sehr beliebt. Er präsentiert sich im hohen, schlanken Glas. Baschi Frey zeigt, wie die eiskalte Kaffeebombe hergestellt wird. Er füllt Schlagrahm ins Glas. Dann kommt frische hausgemachte Kaffeeglace aus der Vitrine darüber. Nochmals Schlagrahm. Und nochmals Kaffeeglace. Zum Schluss wird frischgebrühter schwarzer Espresso darübergegossen. Nochmals Schlagrahm. Und ein Guetzli. Fertig. An Guata.