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Tätschmeister des Campadi Trun

Dem Campingplatzchef auf den Fersen

«Campadi Trun, Camping für die Geniesser.» Wer sich das auf die Fahne schreibt, ist in der Pflicht. Rudolf Wanninger (61), von allen Ruedi genannt, leitet gemeinsam mit seiner Frau Ramona den Campingplatz von Trun. Dieser liegt inmitten eines Auengebiets von regionaler Bedeutung am Vorderrhein. Wo andere Ferien machen, ist der Chef im Sommer tagtäglich von 7.30 bis 22.30 Uhr auf Trab.

Die Nachmittagsstunden sind eher ruhig an jenem heissen Samstag im Juli. Ruedi nimmt sich Zeit für eine Besichtigungsrunde über das Gelände, für ihn gleichzeitig ein Kontrollgang. Auf dem Areal für Wohnmobile und Wohnwagen ist es ganz ruhig. Die Kapitäne und Co-Pilotinnen der komfortablen Mobilheime werden wohl im gekühlten Innern schlummern.

Im Bereich für kleinere Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen und Zelte, eine saftig grüne Naturwiese, ist mehr los. Die Teilnehmenden der Wildwasser-Kanuwoche installieren sich und ordnen Material und Ausrüstungen. Ihre Vorfreude ist deutlich spürbar. Nicht wenige von ihnen kennen sich, kehren sie doch jedes Jahr nach Trun zurück. Sie werden eventuell punkto Wildwasser nicht so auf ihre Kosten kommen wie üblich, der Vorderrhein präsentiert sich mit tiefem Wasserstand und entsprechend ruhig. Ruedi erklärt: «Dieses sportliche Publikum senkt das Durchschnittsalter unserer Gäste. Die meisten unserer Stammkunden sind 50 plus und kommen zum Wandern oder Biken hierhin. Oder zum gemütlich Relaxen.»

Inzwischen sind wir bei dem Bereich der Langzeit-Mieter angelangt. Teilweise liegen die Parzellen mit den hölzernen Festbauten und Unterständen für Wohnwagen unter schattenspendenden Erlen. Idyllisch! Hier ein wunderbarer Blumenbalkon, dort ein paar Zwerge … man ist bestrebt, seinem Platz einen individuellen Anstrich zu geben. Soweit das eben erlaubt ist.

Ruedi grüsst auf alle Seiten, klopft da auf eine Schulter und fällt dort einen Spruch. «Die Saison- und Jahresmieter kenne ich alle. Viele sind übrigens Bündner, und sie sind eine eingeschworene Familie, die sich auch selbst überwacht. Wir haben die sogenannten Schnupperstifte, aber auch die vermeintlichen Platzhirsche unter einen Hut zu bringen. Das ist nicht immer einfach. Das frühere Herrscherverständnis der Alteingesessenen konnte aber überwunden werden. Heute müssen alle gleichermassen die Gebote und Verbote einhalten.» Hoppla, trügt der friedliche Schein etwa? Ruedi winkt ab, meist gehe es um Bauvorschriften und bauliche Einschränkungen. Das Zusammenleben an sich sei friedlich, man habe ja auch genug Platz und Abstand. Aber die Vorschriften seien klar. Zäune, Mäuerchen und zu viel Basteleien sind tabu. Man will schöne, schlichte Übergänge in die Natur, und der Platz müsse gepflegt werden. Er zeigt auf eine halb überwachsene Parzelle mit geschlossenem Wohnwagen. «Der wird seinen Vertrag wohl nicht verlängern. Manche Neuzuzüger würden den Unterhaltsaufwand unterschätzen. So müssen etwa das Wasser manuell herbeigeführt, und die chemischen Toiletten vorschriftsgemäss geleert werden.»

Derartiges braucht die Gäste auf dem motorfreien Zeltplatz nicht zu kümmern. Sie reisen oft mit dem Velo und entsprechend minimalem Gepäck an und stellen ihre kleinen Zelte unter den Erlen auf. Die Grillstelle ist nahe, die sanitären Anlagen ebenso und die Kulisse mit dem mächtigen Tödimassiv hoch über Trun für alle gleich.

Zurück im Haupthaus, das Empfang, Restaurant und Shop unter einem Dach vereint: Der Holzbau mit dem hellen, hohen Innenraum heisst «Ogna», was auf Sursilvan «Erle» bedeutet. Ruedi wechselt ein paar Worte mit den Gästen, locker auch auf Französisch, Italienisch, Englisch und seinem eigenem Bündner Dialekt. Er selbst stammt aus Bayern, lebt und arbeitet aber seit über 40 Jahren in der Schweiz. Viele davon im Münstertal und im Engadin. In Hotellerie und Gastgewerbe habe er schon ziemlich alles gemacht, nur Campingplatzchef sei er bis vor sieben Jahren noch nicht gewesen. Das Restaurant läuft gut, bis zu 40 Essen, vor allem Teigwarengerichte, Forellen und Salate werden täglich aufgetragen. Und wer kocht? Der Chef persönlich, Ruedi ist gelernter Koch und entsprechend effizient. Unterstützt wird er in der Küche von Ignaz, der ebenfalls Koch gelernt hat und mit seinen 70 Jahren immer noch gerne am Herd steht. Die hauseigene Pasta aber macht der Gärtner Elia, seit sein Talent infolge Unterforderung beim Rasenmähen entdeckt wurde. «Er hat ein grossartiges Gefühl für den Teig», lobt Ruedi. Während er von seinen Rezepturen für saisonale Teigwaren erzählt, von Bärlauch bis Kastanien, aprikotiert er routiniert eine ofenfrische Zwetschgenwähe und bereitet nebenbei ein Frucht-Smoothie vor.

Effiziente Organisation und gute Planung seien nötig, vor allem in Zeiten des Personalmangels. So fehlt auch dem Camping Trun eine Person, welche Anna, Brigitte und das Ferienjob-Mädchen Clelia im Service unterstützen würde. Gattin Ramona Wanninger, sie kommt ebenfalls aus dem Gastgewerbe, ist für die Administration zuständig. Bei der Platzzuteilung etwa ist oft Puzzlegeschick und Fingerspitzengefühl gefragt, damit alle zufrieden sind. Inzwischen kommen die ersten Gäste zum Abendessen. Ruedi bindet sich die Kochschürze um und verabschiedet sich: «Jeder macht seinen Job und ein bisschen mehr, damit es aufgeht.» Eine letzte Frage: «Was macht der Campingchef von Trun im Winter?» Die Antwort: «Freie Tage geniessen und meine Modelleisenbahn weiterbauen», ertönt schon aus der Küche.

Was tun rund um Trun?

Einfach sein
Zuerst einmal diese frische Luft einatmen, die Nähe zur Natur und die Kühle des Waldes geniessen. Und den Kopf heben und den Blick bergwärts richten. Zur Ruhe kommen. Abschalten. Gleichgesinnte Treffen.

Spazieren
Gleich neben dem Camping Trun die frei begehbare Skulptur Ogna des Trunser Künstlers Matias Spescha erkunden, wirken lassen und ihre einmalige Akustik ausprobieren. Ein 1,5 Kilometer langer Kunstpfad führt ab dem Restaurant «Ogna» durchs Erlenwäldchen. Unterwegs sind 35 Exponate von Kunstschaffenden aus der Region, der Schweiz und darüber hinaus zu bewundern.

Wandern und Biken
Ob einfach dem jungen Rhein entlang oder hoch hinaus, die Wanderwege und Biketrails der Surselva lassen keine Wünsche offen. Miet- und Testbikes gibt es bei «La Bikeria» in Rabius.

Kultur
In und um Trun sind zahlreiche historische Gebäude und Burgen einen Besuch wert, ganz besonders das Museum Sursilvan Cuort Ligia Grischa, einst Sitz des Grauen Bundes mit Landrichtersaal und Abtstube. Hier sind die Originale der Trunser Künstler Alois Carigiet, Matias Spescha, Gieri Schmed und Sora Gielia Degonda ausgestellt.

Alle Details unter www.surselva.info.