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Sonnenanbeterin

Kleinstrukturen für Zauneidechsen anlegen und unterhalten – zwei Checklisten

Sie braucht Unordnung, die Zauneidechse. Und hier können wir durchaus etwas tun. «Und wenn es nur etwas ist, das wir eben nicht tun», erklärt Ueli Rehsteiner, Museumsdirektor des Naturmuseums in Chur. «Das heisst, etwas nicht wegräumen, sondern es einfach liegen lassen.» Es braucht mehr Kleinstrukturen. Hecken und Borde. Steine, Sand und Holz. «Das sind gute Flächen, wo sich die Zauneidechse aufwärmen, ihre Eier ablegen und jagen kann», betont der Museumsdirektor. Dass der bereitgestellte Asthaufen im Garten dereinst aber auch wirklich bewohnt wird, ist nicht sicher. Der Aktionsradius einer Zauneidechse beträgt nämlich nicht mehr als einige Dutzend Meter. 

Wie kann man eine Kleinstruktur anlegen und diese auch unterhalten, damit eine Zauneidechse sich wohlfühlt? Hier zwei Checklisten dazu:

Kleinstrukturen anlegen
Material

Ist geeignetes Material vorhanden?

Verwenden Sie ortstypische Materialien und halten Sie die Transportwege kurz. Ideal sind Holz und Steine, die bei der Lebensraumpflege oder der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung anfallen. Dabei ist folgendes zu beachten:

  • Verwenden Sie unbehandeltes Totholz. Geeignet sind dickere und dünnere Äste. Aber auch grössere Teile von Stämmen, Schwemmholz oder Wurzelstöcken sind zweckmässig.
  • Setzen Sie nur Steine ein, die zum Standort passen. Notfalls können diese aus nahe gelegenen Kiesgruben, Steinbrüchen oder Fliessgewässern herbeigeschafft werden. Auch Natursteine aus Grundmauern abgerissener Gebäude eignen sich. Wo keine Steine vorhanden sind, können Sie auch darauf verzichten.
  • Achten Sie auf die Korngrösse der Steine: 80 Prozent des Materials sollte einen Durchmesser von 20 – 40 Zentimetern aufweisen.
  • Für Eiablageplätze eignet sich ungewaschener, feinkörniger Sand aus ortsnahen Gruben.
Zweck

Erfüllen die Strukturen ihren Zweck?

Lassen Sie Ihrer Fantasie freien Lauf, aber achten Sie beim Bau auf folgende Punkte: 

  • Kombinieren Sie Materialien. Ideal ist es beispielsweise, Steinhaufen an ihrem Rand mit Totholz zu ergänzen. Holz erwärmt sich schneller. Stein ist ein besserer Wärmespeicher. 
  • Lassen Sie Kleinstrukturen wenn immer möglich «ausfransen». Für die Zauneidechse von Vorteil sind vielfältige Übergänge in die umliegende Vegetation. 
  • Mindestens bei einigen Bauten sollten Sie frostfreie Bereiche schaffen. Ratsam sind grosse Asthaufen oder ein Abtiefen von Steinhaufen auf mindestens 80 – 100 Zentimeter unter die Erdoberfläche. 
  • Überwinterungsquartiere müssen trocken bleiben. Erstellen Sie wenn nötig einen etwa 30 Zentimeter breiten Drainagegraben. Gefüllt wird er mit Rundkies (Korngrösse 20 – 80 Millimeter).
Zeitpunkt

Ist der Zeitpunkt günstig?

Führen Sie Pflegearbeiten – etwa Mahd oder Rückschnitt – möglichst ausserhalb der Aktivitätsperiode der Eidechsen durch. Ideal sind Spätherbst und Winter. Notwendige Eingriffe in bestehende Strukturen hingegen nehmen Sie besser während der Aktivitätsperiode vor. Im Winter sollte man mögliche Überwinterungsquartiere unberührt lassen.

Vernetzung

Sind die Kleinstrukturen genügend vernetzt?

Kleinstrukturen sollten nicht mehr als 20 – 30 Meter auseinander liegen. Kombinieren Sie diese nach Möglichkeit mit Krautsäumen oder anderen naturnahen Trittsteinen.

Pflege

Sind Pflege und Unterhalt sichergestellt?

Auch Kleinstrukturen benötigen Pflege. Dabei gilt: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. 

  • Fördern Sie Kraut- oder Altgrassäume. Völlig vegetationsfreie Kleinstrukturen sind wenig zielführend. 
  • Schneiden Sie beschattende Gehölze und Bäume zurück. Schnittgut und Äste können Sie zu Haufen schichten. 
  • Lassen Sie kleinwüchsige, dornige Sträucher auf der von der Sonne abgewandten Seite der Kleinstrukturen stehen. Auch Efeu, Waldrebe oder ähnliche rankende Arten können Sie auf Stein- oder Totholzhaufen gewähren lassen. 
  • Totholzhaufen sollten von Zeit zu Zeit erneuert werden, idealerweise im Rahmen der Pflegearbeit.
Standort

Sind die Standorte gut gewählt?

Platzieren Sie Kleinstrukturen so, dass die Bewirtschaftung nicht unnötig erschwert wird. Zu berücksichtigen sind bei der Standortwahl aber auch die Besonnung und die räumliche Anordnung. Tipps dazu: 

  • Legen Sie Kleinstrukturen wenn möglich am Rand von Mähflächen oder bei bestehenden Mähhindernissen wie Masten, Zäunen oder Leitplanken an. 
  • Bevorzugen Sie windgeschützte Stellen. Verbessern Sie die Besonnung wenn nötig, indem Sie Gehölze zurückschneiden. 
  • Achten Sie auf die Sicherheit: Platzieren Sie Kleinstrukturen entlang von Gewässern über der Hochwasserlinie. Sichern Sie Strukturen in Hanglagen so, dass sich Steine, Stämme oder Äste nicht lösen können.
Kleinstrukturen unterhalten
Grasfläche

Sind vielfältige Kraut- und Altgrasflächen vorhanden?

Zauneidechsen lieben ein abwechslungsreiches, kleinräumiges Mosaik aus gemähten und ungemähten Flächen. Oft halten sie sich exakt im Bereich dieser Übergänge auf. Achten Sie deshalb bei der Mahd, vor allem in der Nähe von Kleinstrukturen und an Böschungen, auf ein vielfältiges Muster. Mähen Sie grössere Teilflächen nur so oft wie unbedingt nötig und führen Sie die Mahd nach Möglichkeit gestaffelt durch. Mehrjährige Säume sind entlang von Waldrändern, Fliessgewässern, Hecken oder Wegen besonders sinnvoll. 

Den Grasschnitt können Sie, wo immer möglich, locker zu Haufen aufschichten. Trockenes Gras erwärmt sich rasch und wird gerne als Sonnenplatz benutzt. Auf botanisch wertvollen Flächen muss man das Schnittgut jedoch abführen, um eine Anhäufung von unerwünschten Nährstoffen zu vermeiden.

Mähgerät

Verwenden Sie das richtige Mähgerät?

Bei der Mahd sollten Sie dafür sorgen, dass möglichst wenige Eidechsen getötet oder verletzt werden. Wenn Sie während der Aktivitätsperiode der Eidechsen mähen müssen, beträgt die minimale Schnitthöhe 10 Zentimeter oder mehr. Am besten eignen sich Sensen oder Balkenmäher. Motorsensen (Freischneider) können ebenfalls Verwendung finden, wenn man mit ihnen vorsichtig und nicht zu tief mäht. Alle Rotationsmäher (Mähaufbereiter) oder Mulchgeräte sollten - wenn überhaupt – höchstens ausserhalb der Aktivitätsperiode zum Einsatz kommen. Auf den Einsatz von Absaugvorrichtungen sollten Sie unbedingt verzichten.

Pflegezeit

Ist der Pflegezeitpunkt günstig?

Grössere pflegerische Eingriffe in Zauneidechsenlebensräume sollten Sie nach Möglichkeit ausserhalb der Aktivitätsperiode ausführen: idealerweise zwischen Mitte Oktober und Mitte März. Auch forstliche Eingriffe oder Entbuschungen nimmt man am besten im Winter vor. Eine Ausnahme bilden besonders üppig wachsende Gehölze wie Brombeeren oder dichte Adlerfarnfluren, die man am effizientesten eindämmen kann, wenn man sie im Frühsommer und jährlich kürzer schneidet.

Schutz

Sind die Lebensräume vor intensiver Beweidung geschützt?

Grundsätzlich ist die Mahd der Beweidung vorzuziehen. Zauneidechsenlebensräume dürfen Sie nur beweiden, wenn diese sehr strukturreich sind. Achten Sie unbedingt darauf, dass jederzeit unbeweidete Säume und Inseln bestehen bleiben. Diese bieten den Eidechsen Rückzugsmöglichkeiten. Das ist in der Regel nur über eine sehr extensive Weideführung mit wenigen Weidetieren auf grosser Fläche oder durch ein gezieltes Setzen von Zäunen um wertvolle Bereiche möglich. Dauerweiden wirken sich für die Erhaltung von Zauneidechsenpopulationen ungünstig aus.

Zweck

Erfüllen die Kleinstrukturen noch ihren Zweck?

Kleinstrukturen aus Holz zerfallen oft innerhalb weniger Jahre und verlieren damit ihre Funktion als Versteckplatz für Zauneidechsen. Indem Sie grob belassenes Totholz wie auch Baumstämme oder Wurzelstöcke mit einbauen, können sie die Lebensdauer verlängern. Legen Sie rechtzeitig neue Strukturen an, oder ergänzen Sie bestehende laufend. Idealerweise verwenden Sie dazu geschnittenes Gehölz, wie es nach Pflegemassnahmen reichlich zurückbleibt. Kleinstrukturen aus Steinen brauchen keinen besonderen Unterhalt: Hier reicht es aus, die Besonnung sicherzustellen und Kraut- und Altgrassäume zu fördern.

Sonne

Ist die Besonnung noch ausreichend?

Zauneidechsenlebensräume müssen gut besonnt sein. Gehölze oder Bäume, die zu viel Schatten auf die angelegten Lebensraumelemente werfen, sollte man entfernen. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie niedrig wachsende Dornensträucher oder jüngere Gehölze – vor allem auf der von der Sonne abgewandten Seite von Kleinstrukturen – nicht zu radikal entfernen. Sie bieten Deckung und werten den Lebensraum auf. Niedrige Gebüsche und Gruppen von Buschwerk kann man bis zu einem Flächenanteil von etwa 25 Prozent tolerieren. Mit Ästen und Baumstämmen, die nach dem Holzschlag auf der Schlagfläche zurückbleiben, kann man neue Totholzhaufen anlegen oder bestehende ergänzen.