Zu Besuch im Greifvogelpark


Letztes Wochenende hatten meine Grosseltern etwas ganz Spezielles mit mir vor. Es stand ein Besuch im Greifvogelpark in Buchs an. Darauf hatte ich mich schon lange gefreut. Einen Greifvogel aus nächster Nähe zu beobachten, war schon etwas Besonderes und Aufregendes. Dass ich so einen Riesenvogel sogar noch anfassen durfte, war noch spezieller. Zum Glück hatten mich meine Grosseltern darauf vorbereitet.
Im Park angekommen, konnte ich nur staunen. Von Weitem hörte ich bereits die Rufe und Gesänge von den verschiedenen Vögeln. Vor einem Greifvogel hatte ich besonders grossen Respekt, nämlich vor dem Bartgeier. Anscheinend frisst der nur Aas, dass heisst, er frisst nur Knochen und was sonst noch zurückbleibt von einem toten Tier, sagt mein Opa. Vom Steinadler sagt man auch, dass er früher Kleinkinder jagte. Davor muss ich aber keine Angst haben, ich bin jetzt gross und stark. Vielleicht war das früher auch einfach nur ein Irrglaube. Jedenfalls, meine Grosseltern sind ja da und beschützen mich. Im Park konnte ich unter anderem Eulen, Käuze, Adler, Bussarde, Milane, Falken, Geier und sogar ein Anden-Kondor sehen. Der Anden-Kondor ist der grösste Greifvogel der Welt mit einer Spannweite von mindestens 3,20 Meter.
Von Zwergeulen, Waldohreulen, Uhus, Waldkäuzen, Steinkäuzen und Schleiereulen
Jö, die kleinen Eulen sind soooo herzig. Am liebsten möchte ich sie alle anfassen und streicheln. Und eine Schneeeule sass ganz nah am Gitter auf einem Baustamm. Ich konnte sie fast mit den Fingern berühren. Ich war erstaunt, als ich die Wanderfalken, den Weisskopfadler, die Geier und all die riesigen Vögel sehen konnte. Am Nachmittag gab es sogar eine Vogelflugshow. Darauf war ich sehr gespannt. Ganz am Anfang durfte ich die herzige kleine Waldohreule streicheln. War das herzig. Plötzlich – wusch – jagte ein Schatten quer durch die Arena, ganz knapp über unsere Köpfe hinweg. Meine Haare wirbelten auf und ich hörte nur noch ein feines Sirren in der Luft, und danach eine Naturgewalt mit Flügeln, die plötzlich ihre Richtung ändert und pfeilschnell in die Höhe schoss. Eine Zeit lang surfte der Wanderfalke dank unsichtbarer Thermik wie auf der perfekten Welle. Dann schraubte er sich unglaublich elegant in den Himmel und ich konnte ihn kaum noch sehen. Dieses wunderschöne Erlebnis werde ich dann meiner Lehrerin erzählen. Vielleicht darf ich das Erlebte an einem Vortrag vorstellen oder einen Aufsatz darüber schreiben.
Meine Grosseltern sind die Besten
Nun, seit ich lesen kann, verschlinge ich Unmengen an Büchern. Ich geniesse die Abende in meinem Zimmer mit James, vor allem wenn es draussen dunkel und kalt ist und stürmt. Meine Eltern sind richtige Bücherwürmer und ich habe das wohl von ihnen geerbt. Was ich jedoch nicht mag, ist, wenn die Geschichten so anfangen: «Es war einmal vor langer Zeit …» und am Schluss der Satz «… Wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute». So ein Quatsch. Ich verschlinge viele Kinderbücher, am liebsten, wenn diese über Wild-, Wald- und Natur-Abenteuer erzählen. Aber den ganzen Tag nur lesen ist auch langweilig. Zum Glück gibt es James, der ab und zu an der Leine zieht, wenn er Gassi gehen will.
Manchmal gönnen meine Eltern sich ein Wochenende nur für sich alleine, um etwas zu unternehmen. Dann darf ich bei meinen Grosseltern schlafen und darauf freue ich mich mega. Im Sommer gehen wir oft spazieren oder wir verbringen das Wochenende auf dem Maiensäss. Dort gibt es immer viel zu tun. Zum Beispiel Holz spalten und schön versorgen, im Sommer heuen, im Herbst pilzen und ab und zu am Abend Wildtiere beobachten. Opa kennt die besten Plätze, wo die Hirsche am Abend aus dem Wald treten.
Apropos Wildtiere und Greifvogelpark: War das ein Erlebnis. Am Abend konnte ich mit meinen Grosseltern über den wunderschönen Tag reden. Im Bett durfte ich dann meinen Pingu mitnehmen. Pingu? Das ist ja auch ein Vogel, oder? Ob Pingu auch fliegen kann? Das weiss ich nicht, aber Plüschtiere fliegen nicht. Gähhnn, bin ich müde … Gute Nacht.