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Der Pirat namens Habakuk, alias Papa

Bernhard Petschen nimmt Kinder und Jugendliche mit in den Bündner Wald

«Guten Morgen, Sonnenschein!», rief Mama fröhlich und küsste mich auf die Wange. Jupidulidu! Endlich begann unser Urlaub – ich konnte kaum still sitzen vor Aufregung. Dieses Jahr verbrachten wir unsere Ferien nicht auf dem Maiensäss, sondern irgendwo am See. Obwohl das Maiensäss auch sehr schön sein kann, freute ich mich riesig auf den Strand.

Ich bin eine kleine Leseratte

Am Wasser gab es Berge von Sand, Palmen, die im Wind wiegten, und ganz viele Menschen, die fröhlich herumliefen. Der Sand war weich und warm unter meinen Füssen und das Wasser glitzerte in der Sonne wie tausend kleine Diamanten. Ich konnte kaum still sitzen vor Aufregung. Papa zog mir die Schwimmflügel an, und dann durfte ich ins Wasser springen – einfach nur geniessen!

Na ja, am Strand gibt es nicht viel zu beobachten. Die einzigen Tiere, die ich sah, waren Seemöwen mit ihren lauten Rufen, elegante Schwäne, flinke Stockenten, kleine Blesshühner, Kakerlaken (die waren eher unheimlich) und winzige Fische, die im See umherschwammen. Nicht gerade spannend, aber dann entdeckte ich etwas Glänzendes im Sand. Es sah aus wie eine kleine Muschel – doch als ich sie aufhob, bemerkte ich: Sie war viel zu schön dafür! Sie schimmerte in allen Regenbogenfarben und funkelte im Sonnenlicht.

Leider war es keine Muschel, sondern ein kleiner Stein, der in der Sonne glänzte. Wisst ihr was? Irgendwann hatte ich genug vom Wasser und mir wurde schnell langweilig. Meine Eltern könnten stundenlang unter einem Sonnenschirm sitzen und einfach nur entspannen – ohne etwas zu tun. Aber Mama und Papa haben vorgesorgt: Sie haben mir ein kleines Kinderbuch gekauft.

Ein Traum vom Pirat Habakuk

Ich bin eine richtige «Leseratte» und liebe Bücher sehr. In diesem Buch ging es um einen Piratenschatz – das war super spannend! Während ich las, wurden meine Augen immer schwerer, und ich musste gähnen. Schliesslich schlief ich ein – träumend von Abenteuern auf hoher See.

Im Traum stellte ich mir vor, wie mutige Piraten mit schwarzen Augenklappen und bunten Papageien auf ihren Schultern durch die glitzernde Karibik segelten. Der Pirat Habakuk sah aus wie Papa: mit seinem breiten Lachen, dem schwarzen Bart und den funkelnden Augen. Gemeinsam entdeckten wir eine alte Schatzkarte – mit einer gewundenen Linie, die sich durch den Sand schlängelte und direkt zu einem grossen X führte! Mein Herz pochte vor Aufregung. War das vielleicht der echte Schatz?

Vorsichtig folgten wir der Linie auf der Karte. Sie führte durch warmen Sand, vorbei an kleinen Muscheln, die im Sonnenlicht funkelten. Wir kletterten über kleine Dünen und suchten nach dem grossen X. Mein Blick schweifte über den Strand, während mein Atem schneller wurde. Dann – plötzlich – fanden wir eine Stelle, die genau passte! Meine Hände zitterten vor Aufregung.

Traum oder Wirklichkeit?

Langsam gruben wir im warmen Sand. Das Knacken des trockenen Bodens hallte in meinen Ohren wider. Nach ein paar Minuten stiessen wir auf etwas Hartes. Mit zitternden Fingern hoben wir vorsichtig die kleine Holzkiste aus dem Sand. Vorsichtig öffneten wir sie – und darin lag ein Bündel bunter Muscheln, glitzernde Steine in allen Regenbogenfarben und eine alte Münze mit geheimnisvollen Zeichen!

Ich fühlte mich wie ein echter Pirat: stolz, abenteuerlustig und frei. Für einen Moment schien alles möglich – doch dann wurde mir klar: Es war nur ein Traum. Trotzdem blieb dieses Gefühl von Spannung und Freude noch lange in meinem Herzen.

Am Ende des Tages sassen wir alle zusammen am Strand, schauten aufs endlose Wasser und lachten über meinen wilden Traum. Obwohl es nur Fantasie war, fühlte es sich an wie das spannendste Abenteuer aller Zeiten!