Der arme Phil


Oh meine Güte. Wusstet ihr, dass es einen Tag des Murmeltiers gibt? Wie bescheuert es auch klingen mag, einmal im Jahr, genau am 2. Februar, wird in Punxsutawney, Pennsylvania, ein armes Murmeltier ausgegraben und aus dem Winterschlaf geholt. So steht es wenigstens in der «Südostschweiz», die mein Papa abonniert hat. Die Tradition wird von den Mitgliedern des «Groundhog Clubs» gepflegt, wobei das arme Murmeltier mit dem Namen Phil Vorhersagen macht, die jedoch oft unzuverlässig sind und in weniger als der Hälfte der Fälle zutreffen. Mit einem Stock pocht der höchste Mann der Murmeltiergilde an Phils Winterquartier; anschliessend wird er aus dem Tiefschlaf geweckt und aus dem Bau geholt. Sieht Phil seinen Schatten, kommt bald der Frühling. Wenn der blinzelnde Nager Phil jedoch seinen eigenen Schatten sieht, ist die Botschaft klar: «Sechs weitere Wochen Winterwetter» – was für Phil bedeutet, dass er noch weiterschlafen kann.
Phil, der Aktienkurse bewegt
Kennt ihr den berühmten Film «Und täglich grüsst das Murmeltier»? Bekannt wurde der «Murmeltiertag» durch diesen Hollywoodfilm. Doch eigentlich ist er keine amerikanische Erfindung; Siedler aus Europa haben diesen Volksglauben mitgebracht. Wusstet ihr, dass das Murmeltier Phil sogar die Kurse an den Märkten beeinflusst? Und hier kommt Phil, das arme Murmeltier, schon wieder ins Spiel: Jedes Jahr sagt Phil den Frühlingsbeginn voraus. Sogar Forscher haben herausgefunden, dass, wenn er einen frühen Frühling prophezeit, die Börsenkurse steigen. Sie haben die US-Aktienkurse in den letzten hundert Jahren mit den jährlichen Prognosen von Phil aus der Kleinstadt Punxsutawney verglichen, dem Star des nordamerikanischen Murmeltiertags. Schon krass, wie ein einzelnes Murmeltier die Aktienkurse bewegen kann! Der kleine Nager hat auch dieses Jahr vorausgesagt, wann der Winter endet – anscheinend nicht so bald. In Graubünden wäre das unvorstellbar; in Amerika ist es ein Hype. Das klingt recht schräg, aber egal. Hier wird von einer Tradition gesprochen, und meine Tradition ist es, jeden Tag mit meinem treuen Hund James Gassi zu gehen – dreimal am Tag und das bei jedem Wetter.
Apropos Wetter: In letzter Zeit war es mehrheitlich nass und kalt, aber Papa meint, dass das normal ist, wenn es langsam Frühling wird.
Murmeli, Marmotta oder sogar Alpenmaus?
In der Schule hatten wir wieder einmal Naturkunde – mein Lieblingsfach! Und deins? Jedenfalls war das Thema der Nagetiere dran. Meine Lehrerin hat erzählt, dass das Murmeltier viele Namen hat. Bei uns in der Schweiz heisst es auch «Murmeli» oder «Mungg». In Frankreich sagt man «Marmotte», was übrigens fast so heisst wie in Romanisch Sursilvan, «la marmotta» oder auch «la muntaniala», in Bayern «Mankei» und im Allgäu «Murmele». So unauffällig ist das Murmeltier also gar nicht, oder? Bereits bei den Römern war es längst bekannt; sie nannten es einfach Alpenmaus. So viel habe ich in der Schule gelernt. Ihr seht, liebe Kinder: Auch in der Schule kann man sehr viel lernen! Andere Länder, andere Sitten. Hauptsache ist, dass das Murmeltier bei uns in den Bergen seine wohlverdiente Ruhe geniessen kann – und bald können wir von Weitem sein Pfeifen hören. So unauffällig ist es also gar nicht, oder?