Anorexie nervosa: Die stille Krise der Selbstwahrnehmung
Valeria Mock ist 22 Jahre alt und leidet seit zwei Jahren unter einer Essstörung. Sie will mit ihrer Geschichte anderen Menschen helfen und die Gesellschaft wachrütteln. Die vollständige Geschichte und alles, was sie sonst noch zu sagen hat, gibt es hier ab Seite 30.
Wie es im Inneren aussieht
Das Gedankenkarussell beginnt schon früh, sich zu drehen. Reicht die Zeit für einen Spaziergang, wenn ich das Frühstück auslasse? Fällt es meinen Arbeitskollegen auf, wenn ich schon wieder «nicht so einen Hunger habe» und halt «nur einen Salat» esse? Und was mache ich am Abend beim Znacht mit der Familie? Was denkt sich wohl meine Mutter, weshalb ich nicht mehr so viel esse? Gestern meinte sie: «Normalerweise schöpfst du doch zwei Mal nach!» Wie soll ich es ihr erklären? Dass mir das ganze Olivenöl Angst einjagt, mit dem sie alles anbrät? Oder dass ich im Laden manchmal minutenlang vor dem Regal stehe und die Rückseite der Müslipackung studiere? Sie würde mich für verrückt erklären. Doch jetzt gehe ich erst einmal eine Runde Joggen, um die paar Gramm von gestern loszuwerden.
Ein paar Fakten
Essstörungen können in verschiedenen Lebensphasen beginnen. Magersucht tritt meist in der Jugend auf, während Bulimie und Binge Eating später, oft im jungen Erwachsenenalter oder sogar bis zum 40. Lebensjahr, starten. Es gibt auch atypische Essstörungen, die sich keiner genauen Kategorie zuordnen lassen.
In der Schweiz entwickeln etwa 3,5 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens eine Essstörung. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Laut einer Studie sind die Häufigkeiten wie folgt: Magersucht bei Frauen 1,2 Prozent, bei Männern 0,2 Prozent; Bulimie bei Frauen 2,4 Prozent, bei Männern 0,9 Prozent; Binge Eating bei Frauen 2,4 Prozent, bei Männern 0,7 Prozent.
Die Gründe für Essstörungen sind vielfältig und entstehen meist durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Fachleute sind sich darin einig, dass es nicht nur einen einzigen Auslöser gibt.
Frühzeitig reagieren
Falls du jemand bist oder jemanden kennst, der Hilfe braucht, findest du hier zu einer spezialisierten Klinik für Essstörungen.
Eine besonders wichtige Rolle, spielen die Erziehungsberechtigten. Eltern können dabei helfen, dass ihre Kinder ein gesundes Verhältnis zu ihrem Körper und zu Essen entwickeln. Man sollte Kinder nie zwingen müssen, zu essen. Sie spüren selbst, wann und ob sie Hunger haben. Ausserdem sollten negative Kommentare über das Essverhalten vermieden werden.
Du bist nicht alleine!
Kennst du schon die Aktionstage? In der gesamten Deutschschweiz werden Veranstaltungen und Events, rund um das Thema «Förderung der psychischen Gesundheit», auf die Beine gestellt. Mit der Kampagne möchte man die Gesellschaft für das Thema sensibilisieren und alle wichtigen Informationen dazu vermitteln.