Nichts für Hornochsen
In dieser Ausgabe der Spielecke will ich Ihnen ein Spiel vorstellen, das mich in Kindertage versetzt. Ich erinnere mich noch gut an die auffällige, gelbe Verpackung, die bei uns immer zuoberst in der Spieleschublade lag. Wirklich oft gespielt haben wir das Spiel mit der gelben Schachtel und den vielen Ausrufezeichen darauf zwar nicht, aber seit ich es Jahre später wiederentdeckt habe, mag ich es sehr gern. Das Spiel «6 nimmt!», das auch ein bisschen von der derberen Sprache und der signalartigen Aufmachung lebt. «Kein Spiel für Hornochsen», warnt bereits die Verpackung.
Wenn Sie diese Kolumne aufmerksam lesen, wissen Sie bestimmt schon, dass ich von allen Gesellschaftsspielen die Kartenspiele am allerliebsten habe. Das liegt vielleicht am schnellen Tempo, das vielen dieser Art zugrunde liegt. Wie auch immer. Es dürfte also nicht überraschen, dass auch «6 nimmt!» ein Kartenspiel ist. Die Regeln sind simpel und schnell erklärt. Das Ziel des Spiels ist es, möglichst keine Karten zu kassieren. Jede Karte, die man dennoch aufnehmen muss, bringt Hornochsen mit sich. Und für jeden Hornochsen gibt es einen Minuspunkt. Es gewinnt, wer am Ende die wenigsten dieser fiesen Kerle sammelt.
Gespielt wird mit vier Reihen. Diese beginnen mit Zahlenkarten, die zufällig aus dem Stapel gezogen werden. Alle Spielenden erhalten zu Beginn jeder Runde zehn Handkarten. Sie müssen diese im Verlauf des Spiels loswerden, in dem sie an einer Reihe anlegen. Das funktioniert nach zwei grundsätzlichen Regeln. Die Reihen müssen immer dem Prinzip aufsteigender Zahlen folgen und die Karten müssen immer in die Reihe mit der niedrigsten Differenz gelegt werden. So weit, so klar. Ausgespielt wird, in dem alle Spielenden ihre Karte verdeckt vor sich auslegen. Mit dem Ausspielen beginnen darf die Person, die die niedrigste Karte vor sich liegen hat. Dann kommt die zweitniedrigste und so weiter.
Jetzt kommen die Hornochsen ins Spiel. Solange man seine Karten in einer Reihe unterbringen kann, ist alles bestens. Wenn aber eine Reihe voll ist, oder die Handkarten zu niedrig für die Reihen sind, muss man Karten und damit auch Hornochsen kassieren. Eine Reihe ist mit fünf Karten voll. Wer die sechste Karte anlegen würde, muss die gesamte Reihe, also die fünf Karten, die bereits ausliegen, zu sich nehmen. Und damit auch die Hornochsen sprich Minuspunkte auf seinem Konto verbuchen. Mit der ausgespielten Handkarte beginnt dann die neue Reihe. Wer Karten auf der Hand hat, die zu niedrig zum Anlegen sind, kann eine ausgespielte Reihe kassieren und seine niedrige Karte als neue Startkarte hinlegen. Klar, dass man sich in diesem Fall für die Reihe mit den wenigsten Hornochsen entscheidet. Es wird übrigens so lange gespielt, bis jemand 66 Hornochsen gesammelt hat. Eine fast teuflische Zahl für ein teuflisches Spiel.
Mir gefällt «6 nimmt!», weil es ein Spiel ist, das nie langweilig wird. Es ist schnell, tückisch und man kann nur begrenzt strategisch spielen. Dies, weil da ja noch die Gegnerinnen und Gegner sind, die ihre Karten ebenfalls loswerden und keinesfalls Hornochsen kassieren wollen. Übrigens, das Spiel wurde in seinem Erscheinungsjahr 1994 mit dem Deutschen Spielepreis ausgezeichnet. Verdient, würde ich sagen. Es wird also Zeit, das Spiel mit der gelben Verpackung nach fast 30 Jahren aus der Spieleschublade zu nehmen.
6 nimmt!»: für zwei bis zehn Spielende, ab acht Jahren, Spieldauer circa 45 Minuten. Das Spiel kann im Fachhandel oder online gekauft und auch in der Stadtbibliothek Chur ausgeliehen werden.
Gamescorner
Strategisches und cooles Indie Game
Ein Nomadenstamm muss vor einer Flut fliehen. Dabei sollte der Stamm immer wieder sichere Stellen bauen. Dies geschieht in Etappen. Und um diese zu absolvieren, braucht es einige Ressourcen. Speziell ist der strategische Aufbau des Spiels «As Far As The Eye». Doch dazu später mehr.
Die Nomadinnen und Nomaden reisen durch die Landschaft, die auf einer speziellen Karte dargestellt ist. Die einzelnen Orte sind mit Linien verbunden. Diese Linien symbolisieren eine Reise, bei der man gewisse Aufgaben erfüllen muss. Man kann sich die Aufgaben aussuchen, sodass man dennoch gut vorwärtskommt.
Die kleinen Geschöpfe haben viel zu tun, und auch bei dem Erwirtschaften von Ressourcen werden sie immer wieder vor Probleme gestellt. Um diese Probleme zu lösen, gibt es immer wieder die Möglichkeit, Spezialisten zu finden, die sich um das Problem kümmern können. Auf der Reise sollte die Spielerin, der Spieler stets strategisch vorgehen, denn geheimnisvolle Ruinen oder Schreine können sowohl von Vorteil sein, sich aber auch zum Nachteil entwickeln.
Das Spiel ist wirkungsvoll und hat jede Menge Elemente, die das Strategiespiel sehr unterhaltsam machen. Dazu kommen noch die knuffigen Protagonistinnen und Protagonisten, die witzigen Spielideen der Entwickelnden und das umfangreiche Bau- und Berufe-System. Ein Spiel mit strategischer Tiefe, das über mehrere Stunden für sehr gute Unterhaltung sorgen kann.
Dominik Steinmann
«As Far As The Eye» wurde auf der Switch getestet. Ab drei Jahren.