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 «The Fantasy Life of Poetry & Crime»

Drogen- und Alkoholprobleme, Schlägereien, Haftstrafen und Klinikaufenthalte ziehen sich wie ein roter Faden durch die Karriere von Peter «Pete» Doherty. Trotzdem hat der mittlerweile 43-jährige Skandal-Rocker als Frontmann von «The Libertines» und der «Babyshambles» einige erfreuliche Indie-Rock-Meilensteine gesetzt, die man sich immer noch gerne anhört.

Nach 20 Jahren anhaltendem Rausch und Kampf gegen den Dämon habe sich eine neue Balance seiner Kräfte entwickelt, schreibt Doherty im Booklet der neuen CD. Grossen Anteil an diesem «entgifteten» Zustand hat Frédéric Lo, ein französischer Musiker und Produzent. Diesen hat Pete in der Normandie kennengelernt, wo er seit einiger Zeit zu Hause ist. Während zweier Monaten seien sie täglich an der Arbeit gewesen und hätten sich dabei auch das eine oder andere Gläschen gegönnt, schreibt Lo. «Ich habe Melodien vorgeschlagen und Doherty hat die Worte dazu verfasst» – es sei eine wunderbare Zeit gewesen, schwärmt er weiter.

So wunderbar diese gewesen sein muss, so wunderbar tönt auch das Endergebnis – sogar Punkrocker Doherty findet, «The Fantasy Life of Poetry & Crime» sei eine lyrische Abhandlung von ansteckenden und eingängigen Melodien. Tatsächlich tönt das Ganze mehr nach französischen Chansons als nach früheren ruppigen Song-Eskapaden (Doherty singt sogar einige Phrasen französisch).

Die elf charmanten Songs sind eingefärbt von vielen Streicher-Sounds, sanften Pianoklängen und glänzen durch runde Arrangements (der Titelsong oder «Invictus»). Über den dezenten Klängen singt Doherty entspannt vom Überwinden früherer Eskapaden («The Monster»), aber auch von seiner Suche und dem neuen Weg, den er eingeschlagen hat («The Epidemiologist»). Da und dort schwingt etwas Scham mit, dass er so ein Scheusal war («Yes, I wear a mask»). Das alles ist verpackt in eleganter Sprache – immerhin hat der Brite als Jüngling einen Poesiewettbewerb gewonnen und auch eine kurze Zeit englische Literatur studiert.