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Rayland Baxter: «If I Were A Butterfly»

Aus der Ferne tönt ein Kinder-Singsang (es soll Raylands eigene Stimme als Vierjähriger sein), erst nach einigen Sekunden plätschert das federleichte «If I were a butterfly» aus den ­Boxen. Was verhalten beginnt, entwickelt sich zum absoluten Top-Kammer-Popsong – durchzogen von raffinierten Soundeffekten und Instrumentalschnipseln. Und dann diese lässige Stimme.

Ein eleganter Stop-and-Go-Stampfer mit Rock-Funk-Note ist «Billy Goat». Auch die knapp vier Minuten dieses Songs haben das Zeugs zum Lichtblick. Nahtlos gehts in die scharf geschnittene Uptempo-Nummer «Rubberband Man». Im humpeligen «Buckwheat» hockt dem guten Rayland ein Monster auf den Schultern und lässt ihn kaum atmen. Nach 2 Minuten und 14 Sekunden die brillante songtechnische Wendung. Erinnerungen an eine Band aus ­Liverpool werden wach. Wunderbare ­Pianoballaden mit Suchtpotenzial sind «Tadpole» und sowieso das bittere ­Abschiedslied «Violence» – zum Heulen schön. Auch den locker-kratzigen Jazz weiss er zu verbauen («Dirty Knees») und mit «Graffiti Street» liefert er den besten Gute-Laune-Song der Woche. Bevor der Mann aus Nashville mit «My Argentina» nochmals gefühlvoll in die Tasten greift, haut er dem geneigten Zuhörer, der geneigten Zuhörerin, das rockig und shufflig treibende «Thunder Sound» um die Ohren. Überall wo man hinhört: Baxter hat das Gespür für eingängige Melodien, pfeffrige Sounds, groovige Beats und überraschende Songstrukturen.

Kein Wunder, versteht er sein Handwerk beim Zusammenmischen verschiedenster Stile so perfekt, ist er doch genetisch vorbelastet. Rayland ist der Sohn des 2020 verstorbenen Pedal-Steel-Gitarristen Bucky Baxter, der mit diversen Grössen des Musikbusiness zusammengearbeitet hat. Es dauerte jedoch ein Weilchen, bevor der knapp 40-Jährige seine eigene Singer-Songwriter-Karriere in Angriff nahm. Lieber spielte er (erfolgreich) Lacrosse, arbeitete als Roadie für andere Bands, als Barmann und Snowboardlehrer. Winter hin oder her: «If I were a butterfly, then I could fly away, over every mountain».