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Jeb Loy Nichols: «The United States of the broken hearted»

Jeb Loy Nichols hat offene Ohren für Country, Soul, Jazz, Dub, Reggae, Funk, Bluegrass – und auch für Punk. Alle diese Stile hat der Amerikaner während seiner Jugendzeit live erlebt und aufgesaugt. Im Hinblick auf sein aktuelles Album «The United States of the broken hearted» seien er und sein langjähriger Freund und Produzent Adrian Sherwood auf den Begriff «Cosmic American Music» zu sprechen ­gekommen. Es war der Country-Rock-Pionier Gram Parson, der diesen Begriff prägte. Er träumte davon, dass ein Sturm alle Musikstile Amerikas zusammenwirble. «Genau das haben wir versucht hinzukriegen», sagt Nichols. Und das ist ihm mit dem Album ganz gut gelungen. Auf die cool-lässig aber düster groovenden «Monsters on the hill» und «Big troubles come in through a small door» folgt das leicht funkige «Fold me up». Souliges verbaut er in «No hiding place for me». In «What does a man do all day» liefert die Bläserabteilung Melodiös-Lüpfiges, jazzig geartet ist «I’m just a visitor» und baladesk-bedächtig der Titelsong «United states of the broken hearted». Sein Lieblingssong sei jedoch «I’ve enjoyed as much of this good life (as I can take)», der entstanden sei, als er am Tisch seines Heims sass und auf die walisische Landschaft hinausschaute, so Nichols. Er lebt mit seiner Frau seit vielen Jahren auf einer Farm in Wales.

Nichols ist aber nicht nur ein grosser Musik-Sachverständiger, er versteht es auch, klare Kante zu zeigen. Davon zeugt einerseits die Coverversionen des Uralt-Protestsongs «I hate the capitalist system». Schon als Mitglied seiner damaligen Band Fellow Travellers (so wurden in den USA die Sympathisanten der Kommunistischen Partei genannt) signalisierte er, wo er politisch steht. Andererseits ist es «Deportee», ein Song von Woody Guthrie, der brandaktuell ist. Auch sonst besingt Nichols die Unzulänglichkeiten der Menschheit und meint: «Die Menschen vermasseln alles und machen es dann noch schlimmer.»