Ilbrahim Maalouf:«Trumpets of Michel-Ange»
Böse Zungen behaupten, Ibrahim Maalouf spiele nur «Guggamusig». Dabei ist der libanesisch-französische Trompeter und Komponist immerhin Absolvent des Konservatoriums in Paris und mehrfacher Preisträger verschiedenster klassischer Wettbewerbe. Weil ihm die Klassik aber zu enge Grenzen gesetzt habe, wandte sich der 44-Jährige vermehrt dem Jazz und der Weltmusik zu – von Afrika über Indien bis in den orientalisch-arabischen Raum. Dabei spielt die Vierteltontrompete eine wichtige Rolle, die von seinem Vater Nassim Maalouf erfunden worden sei. Mit dem zusätzlichen vierten Ventil ist es möglich, weitere unverwechselbare Töne zwischen den normalen Halbtönen der westlichen Musiksysteme zu spielen.
«Trumpets of Michel-Ange» ist Maaloufs (je nach zählweise) 18. Studioalbum, ein Album mit neuen eigenen Kompositionen, die während einiger wenigen Sessions ohne zusätzlichen Schnickschnack aufgenommen wurden. Entstanden ist ein faszinierender Wurf voller Energie, Liebe, Lebensfreude und Wehmut. «Trumpets of Michel-Ange» sei eine Hommage an seine libanesischen Wurzeln und basiere auf der Reise zweier junger Liebender, die heiraten, eine Familie gründen, Kinder haben und diese als Erwachsene in die Welt entlassen. Das Album sei ebenso ein Symbol dafür, was Eltern ihren Kindern mitgeben würden, erklärt Maalouf in einem Interview, so wie er die Erfindung seines Vaters – die Vierteltontrompete – mit der Welt teile.
Schnittig sind die beiden ersten Songs dieses aufregenden Werks («The Proposal», «Love Anthem»). Dem coolen «Fly with me» folgt das umwerfend-treibende «Zajal». Bedächtig tönen «Stranger» und «Au Revoir», lüpfig-heiter «The Smile of Rita». Song Nummer 8, «Capitals», kommt wild und auf Tempo-Teufel gebürstet daher. Der Bonustrack «Timeless» ist ein fast achtminütiger Ausflug in die weite Welt der Musik, der zwischendurch mächtig in die Beine fährt. Besuche auf seiner Webseite oder auf Youtube zeigen: Seine Konzerte sind eine Wucht – und meist sehr schnell ausverkauft.