Emilíana Torrini: «Miss Flower»
Island ist wohl eher bekannt für Vulkane, Geysire oder auch für einen auf die Insel ausgewanderten Bündner Romanautor – und weniger für eine grosse Anzahl prägender Rock- und Pop-Musikerinnen und -Musikern. Ausnahmen bestätigen falsche Annahmen. Eine solche ist sicher die einmalige Björk, eine andere Sigur Rós oder allenfalls noch die Band Gus Gus, die zwischen allen Stilen musiziert. Und genau bei diesen Gus Gus hat einst die italienisch-stämmige Emilíana Torrini mitgesungen. Das war Mitte der 1990er-Jahre. Nach ihrem Ausstieg nahm Emilíanas Solokarriere Fahrt auf und ihre Stimme, ihre Songs und ihr Produzentinnen-Können waren da und dort gefragt. Germany’s-Next-Topmodel-Kennerinnen und -Kenner mögen sich eventuell noch an «Jungle Drum» erinnern, ein Song, der Torrini definitiv in die Hitlisten spülte.
Ihr neues Soloalbum heisst «Miss Flower» und umfasst vertonte Liebesbriefe, welche an Geraldine Flower, die Mutter einer guten Freundin gerichtet waren. Und das soll so gekommen sein: Nach dem Ableben von Frau Flower fanden ihre Tochter Zoe und Emilíana im Nachlass der Verstorbenen eine umfassende Briefsammlung. Die beiden mussten feststellen: Miss Flower war eine sehr geheimnisvolle Frau, die eine besondere Wirkung auf viele Männer ausübte. Wie auch immer. Torrini wählte acht dieser Briefe aus und unterlegte die teils gesprochenen, teils gesungenen oder gehauchten Liebeshymnen, Treueschwüre sowie ein eigenes Liebesgedicht von Geraldine mit mystischen, verträumten, lüpfigen und coolen Sounds zwischen E-Balladen und Dance-Pop. Groovig pumpt «Black Water», «Lady K» schaukelt und die Gitarren im Titelsong «Miss Flower» klingen nach Spanien. Balladesk träufeln «Waterhole», «Dreamers» und «Love Poem» ins Ohr. Die Songs «Black Lion Lane» und «Let’s Keep Dancing» laden zum Tanz und der Track «The Golden Thread» schwebt schwelgerisch. Song 10 existiert nicht, Nummer 11 ist ein kurzes stimmiges Klavierstück, das der Ehemann von Freundin Zoe geschrieben hat. Ein gediegener Abschluss des Albums «Miss Flower».