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Elbow: «Audio Vertigo»

Bevor Guy Garvey mit sonorer Stimme und hinterlegter Schmusechor-Begleitung von Dingen erzählt, die er sich schon seit Jahren gesagt habe, stützen Bass und Drums das Grundgerüst des Songs («Things I’ve been telling myself for years»). Im blubbernden und funkigen «Lovers‘ Leep» springt Sänger Garvey von der Klippe, um die Seine zu finden und im pompös-nebulösen «Balu» sehnt er sich nach eben dieser Figur. Versteckte Botschaften auch im süssen «Very Heaven». Klar ist hingegen die Ansage im pumpend-treibenden «Her to the earth»: Wir leben in beunruhigenden Zeiten. Eingängig und flott sind Merkmale von «The picture» und eine gemächlich-coole Nummer heisst «Poker Face». Im balladenhaften «Knife fight» erinnert sich Garvey an Istanbul und erzählt etwas von desaströser Kommunikation. Im ultrakurzen «Embers of day» geht es um Pilgerherzen, Glut, Silber und Gold sowie um frühere wilde Zeiten! Ringelblumen und einen Tag für grosse Entscheidungen besingt er in «Good blood Mexico City» und in «From the river» bittet er (s)einen Sohn, etwas Schönes vom Fluss mitzubringen.

So verschroben die Inhalte der neuen Elbow-Songs sind, so deutlich sind diese der obersten Schublade des Britpop zuzuordnen. Gitarrist Mark Potter und Sänger Garvey haben sich einst in Manchester kennengelernt und rund zehn Jahre zusammen mit langjährigen Kollegen musiziert.

Erst 2001 haben sie als Elbow ihr recht erfolgreiches Debüt-Album «Asleep in the back» auf die Reihe gekriegt. Trotz band-internen und persönlichen Problemen, aber auch Ungereimtheiten mit ihren Plattenfirmen kehrten sie immer wieder mit ganz passablen Alben in die Charts zurück. Mit immer neuen Nuancen und Klangexperimenten hat die doch eher unscheinbare Band in den letzten 24 Jahren mit klassischem Insel-Pop eine treue Fangemeinde aufgebaut. Mit «Vertigo» wolle man Reverenz an diverse Künstler erweisen – von den Beastie Boys bis T.Rex und von den Queens of the Stone Age bis Tom Waits und Alison Moyet, sagt Garvey in einem Interview.