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Allison Russel: «The Returner»

Das Erste, was ins Ohr sticht, ist diese fantastisch-kraftvolle Stimme. Sie gehört der Kanadierin Allison Russell, die bereits 2021 mit «Outside Child» ein beachtliches Debüt veröffentlicht hat und früher unter anderem Mitglied des famosen Frauenprojekts «Our Native Daughters» war. Mit «The Returner» doppelt die Singer-Songwriterin, Multiinstrumentalistin und Aktivistin nach und liefert ein vielstimmiges Album mit Ausflügen in die Gefilde des Folk, des Jazz, des Gospels, des Blues und sogar in die 1980er-Jahre.

Allison Russell macht jedoch nicht nur gute Musik, sie ist auch gesellschaftspolitisch aktiv und sympathisiert mit der Rainbow Coalition (RC), einer sozialkritischen US-Bewegung aus den 1960er-Jahren. Die Songs von «The Returner» seien denn auch von der RC-Band und dem RC-Chor geboren worden, schreibt sie im CD-Booklet. 

Im Team, das mehr als ein Dutzend Musikerinnen umfasst, sind unter anderem auch die ehemaligen Prince-Kolleginnen Wendy Melvoin und Lisa Coleman mit dabei – was mehr als einmal hörbar ist. Zum Beispiel im pumpenden «All Without Within» oder im relaxed schwelgenden «Rag Child». Mit viel Gospelswing und ganz
gemächlich-entspannt hoppelt «Spring-
time» los, soulig schwelgt der Titelsong «The Returner» und das grossartige «Demons» eignet sich zum kollektiven Armeschwingen. Intensiv und berührend die schaukelnde Ballade «Snakelife» – und sowieso das hymnische Musterlied «Requiem». 

Ein fantastischer Song auch das folkig gedrechselte «Eve Was Black» und für Tanzfreudige dient das mit Funkelementen und orientalischen Streicherklängen versehene «Shadowlands» an. An frühere (Donna-Summer-)Zeiten – oder so – erinnert das treibende «Stay Right Here». 

Allison Russell soll eine schwierige Jugend voller Missbrauch, Demütigungen und ein Leben auf der Strasse hinter sich haben. Auch in ihren neuen Liedern werden die tragischen Erlebnisse immer wieder angedeutet – mal in englischer, mal in französischer Sprache. Ebenso singt sie aber vom Loslassen und von der Hoffnung auf bessere Zeiten.