Sennhofgeschichten
Hubi Pazeller und eine Begegnung mit Kriminellen. Viel Spass beim Zuhören.
Gaudenz Felix erzählt...
Nach meiner Ausbildung als Stromer wurde ich mit jungen 23 Jahren zum Gefängniswärter im Sennhof. Später wechselte die Berufsbezeichnung zu «Aufseher» und dann wurde ich «Justizvollzugsangestellter» genannt.
Zu meinen Aufgaben gehörte die Betreuung der Insassen und deren Aufsicht. Angst machte mir die Nähe zu Straftätern nie. Ich zeigte meine Grenzen deutlich und lernte, Distanz zu bewahren. Bei der gegenseitigen Anrede blieb ich immer beim «Sie».
Für mich waren es sehr schöne und interessante Jahre im Sennhof. Jeder Tag war anders und man wusste nie genau, was einen erwartet.
Den Nachtdienst mochte ich besonders. Wenn ich mir das so überlege, habe ich im Sennhof manchmal fast besser geschlafen als zu Hause.
Ausreisser gab es immer wieder. Auch an Josef Wessely erinnere ich mich. «Alten Gauner» habe ich ihn genannt. Zu dieser Zeit übernahm ich oft die Nachtschichten. Und ich garantierte dem Ausbrecherkönig, dass er unter meiner Aufsicht nicht fliehen könne. So war es dann auch.
Er war immer sehr freundlich und anständig. Ich würde sagen eher ein Einzelgänger. Aber ich traute ihm trotzdem nicht. Ja, ich entwickelte rasch das Feingefühl, ob ich jemandem vertrauen kann oder nicht.
Ich habe rund 45 Jahre im Sennhof gearbeitet. Und über diese lange Zeit haben sich bei mir ebenfalls viel Erinnerungsstücke angesammelt. Wie bei Hubi Pazeller. Nur habe ich nach meiner Pension alles verbrannt. Es war Zeit dafür, loszulassen. Auch wenn mir meine Arbeit gefallen hat und ich mir rückblickend nichts anderes für mich hätte vorstellen können.