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Riccarda Hartmann und Susanne Turra

Musik macht Mode

Musik macht Mode. Oder umgekehrt. Susanne Turra und Riccarda stellen sich auch diesbezüglich Generationenfragen.

Im Dialog

Musik macht Mode. Oder umgekehrt. Als Musikhörerinnen und Musikhörer sind wir nämlich dazu geneigt, uns auf eine bestimmte Weise zu kleiden, um uns der Szene, zu der wir gehören möchten, anzupassen. Erkennen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, anhand der Mode, die jemand trägt, die Musik, die jemand hört? Oder umgekehrt? Wie auch immer. Eines ist klar. Musik und Mode ist aus den Generationen heraus entstanden. Also gehen wir doch gleich einmal die Jahrzehnte durch. Am besten über das Internet. Unter Thomann.de werden wir fündig.

In den 50ern wird der Rock’n’Roll geboren. Es ist die Zeit von Elvis Presley und Frank Sinatra. Und es ist die Zeit von Knöchelsocken, Haarbändern, hochgekrempelten Jeans, Pudelröcken und Schlabberpullis. Die 60er werden mit drei Haupt-Fashiontrends verbunden. Hippies, Mods und Beatles. Der Einfluss auf den Stil der Leute ist tiefgehend und mit nichts zu vergleichen. So, wie sich die Musik entwickelt, tun das die Outfits.

Die 70er bringen Punk und Glam. Unvergessen David Bowie und sein Style. Die Mischung macht es aus. Die Mode indessen überträgt sich nicht wirklich auf die Gesellschaft. Gilt sie doch ein bisschen als «over the top».

Die 80er zeigen sich abwechslungsreich und bunt in Sachen Musik. Das Jahrzehnt des Pop bringt uns Madonna, Whitney Houston und Michael Jackson mit ihren unverkennbaren Musikstilen. Und genauso vielfältig ist die Mode dieser Zeit. Auffallend, grell und bunt. Mit Schulterpolstern und ganz viel Neon. Aber auch düster und schwarz mit der damals ebenfalls entstehenden Goth-Bewegung.

Die 90er präsentieren sich dreigeteilt. Mit Techno, Hip-Hop und Grunge. Jetzt kommen die Raver mit bunten Shirts und Plateau-Sneakers daher. Die Streetfashion der 70er wird Mainstream. Jetzt wird Sportbekleidung in Übergrösse getragen. Später kommt der Massanzug. Und mit dem Grunge-Look wieder das Gegenteil. Mit zerknitterten Klamotten und bloss nicht zu teurer Bekleidung. Übrigens ist der Hip-Hop bis heute eins der populärsten Genres, sowohl in Sachen Musik als auch Mode.

Und dann sind da noch die 2000er. Und hier ist in den letzten 20 Jahren etwas Eigenartiges passiert. Wohl ist die Verbindung zwischen Musik und Mode immer noch da. Aber die grossen Entwicklungssprünge der vergangenen Jahrzehnte sind vorbei. Es gibt keine neue grosse Musik- oder Modebewegung mehr. Was ist passiert? Ist es die Sehnsucht der Menschen nach Vergangenem? Oder ist es die Digitalisierung? Algorithmen, die Menschen Musik anbieten, ohne dass die entsprechend gekleideten Künstlerinnen und Künstler zu sehen sind? Die Modewelt hat zu kämpfen. Wie soll sich ein komplett neuer Stil durchsetzen, wenn durch die Digitalisierung alles im direkten Zugriff ist? Wir können die schmalen Krawatten der 60er, die Schlaghosen der 70er, die Tennissocken der 80er und die Schlabberpullis der 90er an einem Tag kaufen. Oft sogar im gleichen Laden. Und bei Bedarf gleich alles miteinander kombinieren. Wie sieht das bei uns aus?

«Riccarda, kleidest du dich passend zur Musik, die du hörst?» «Ich höre vor allem K-Pop. Dort gibt es verschiedene Stilrichtungen. Und so kleide ich mich auch. Ein bisschen Oversized, mit breiten Sneakers, schwarz oder farbig. Da ist ein wenig alles mit dabei. Und du, Susanne?» «Ich habe in jungen Jahren tatsächlich gerne Pop gehört. Und mich entsprechend auffällig, mit Schulterpolstern und viel Neon gekleidet. Damit habe ich die Achtzigerjahre gut repräsentiert. Heute trage ich am liebsten Oversized und höre dazu verschiedene Musikstile.»

Und Sie, liebe Leserin, lieber Leser? Kleiden Sie sich passend zur Musik, die Sie hören? Oder umgekehrt?

Über die Kolumne

Kultig

Wie erleben zwei Generationen die Popkultur? Wir – Susanne Turra und Riccarda Hartmann – sprechen über Film, Kunst, Musik und Veranstaltungen. Wir tauschen uns aus. Schauen auf das, was uns gefällt und bewegt. Es wird ein Dialog sein. Ein Duell. Einen Teil davon gibt es jeweils hier zu lesen. Online und auf Social Media gibt es Weiteres dazu zu hören und zu sehen. Unsere Kolumne «Kultig» erscheint einmal im Monat.