Beiläufig bewegt
Riccarda Hartmann
Im Dialog
Nichts gegen Sport. Aber wir können nicht alle spitze darin sein. Oder vielleicht doch? Wenn wir nämlich die kleinen, unbemerkten Bewegungsaktivitäten im Alltag zählen, werden wir plötzlich zu Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern. Zumindest zu kleinen. Beiläufig bewegt. Oftmals nichts anderes als eine Randsportart im Alltag.
«Treibst du Sport, Susanne?» «Ja, Riccarda, ich spiele ein bisschen Tennis. Wobei ich meistens doch eher Zaungast oder TV-Konsumentin bin, wenn es um diesen Sport geht. So oder so. Ich liebe Tennis und Fussball. Und so läuft bei uns während der Grand-Slam-Turniere oder der Fussball-WM oftmals auch zu Unzeiten der Fernseher. Und du, Riccarda?» «Ich spiele regelmässig Tennis. Und früher habe ich auch Volleyball gespielt. Ich treibe diesen Sport, aber ich konsumiere ihn kaum.»
So viel zum Trendsport. Jenen grossartigen Sportarten. Zweifelsohne gehören sie zur Popkultur. Zur Populärkultur. Allen voran der Fussball. Dabei geht es natürlich schon lange nicht mehr nur um den Sport. Es ist dieser Kult. Die Fankultur. Die Fankurve. Die Shops. Das Handeln. Das Wetten. Die Börse. Das Sammeln und Tauschen der Panini-Bildchen. Sport ist Unterhaltung. Sport ist attraktiv. Sport ist Bewegung. Und vieles passiert dabei auch einfach im Alltag. Treppensteigen. Auf den Bus rennen. Mit dem Hund spazieren.
«Wie bewegst du dich im Alltag, Riccarda?» «Ich renne jeden Morgen auf den Bus. Also betreibe ich eigentlich Rennsport. Und du, Susanne?» «Ich gehe mit dem Hund spazieren. Also bin ich eigentlich eine Walkerin.»
Aber gehören wir damit wirklich schon zu den Randsportlerinnen? Natürlich nicht. Mit unserer beiläufigen Bewegung stehen wir lediglich am Rand des Randsports.
«Hier spielt natürlich auch das persönliche Mindset eine zentrale Rolle. Unser Verhalten. Unsere Denkweise, Überzeugung und Mentalität. Oder was meinst du, Riccarda?» «Ja genau. Wenn ich zum Bus renne, dann nur, um diesen noch zu erwischen. Und nicht, um eine möglichst gute Zeit zu erreichen.»
So oder so. Faktisch kann aus jeder Bewegung eine Randsportart entstehen. Einige skurrile Beispiele? Bürostuhlrennen. «Kriesisteinspucken». High Heels Run. Gummistiefelweitwurf. Käserollen. Frauentragen. Schachboxen. Aber Achtung. Das muss ja nicht alles nachgemacht werden. Dennoch. Ein Sportmuffel kann durchaus eine Bewegungskanone sein. Umgekehrt wohl eher nicht. Bleibt die Gretchenfrage: Was hat Sportkultur mit den Generationen zu tun? Sehr viel. Und gar nichts. Was auch immer. Bleiben Sie sportlich.
@buendnerwoche Susanne und Riccarda von der «Kultig»-Kolumne bewegen sich im Alltag beiläufig. Über Sport unterhalten sie sich auf buendnerwoche.ch unter «beiläufig bewegt». #bewegung #bewegt #buewo #büwo #bündnerwoche #buendnerwoche #wochenzeitung #kolumne #jk #seven #sevendays #sevendaysaweek #graubuenden #graubünden #sport #tennis ♬ original sound - buendnerwoche
Kultig
Wie erleben zwei Generationen die Popkultur? Wir – Susanne Turra und Riccarda Hartmann – sprechen über Film, Kunst, Musik und Veranstaltungen. Wir tauschen uns aus. Schauen auf das, was uns gefällt und bewegt. Es wird ein Dialog sein. Ein Duell. Einen Teil davon gibt es jeweils hier zu lesen. Online und auf Social Media gibt es Weiteres dazu zu hören und zu sehen. Unsere Kolumne «Kultig» erscheint einmal im Monat.