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Kriminalistischer Spürsinn gefragt

Während andere gern True-Crime-Podcasts hören, kläre ich lieber selbst Krimifälle auf – fiktive, natürlich. Das kommt nicht von ungefähr: Früher, nachdem ich fleissig jegliche Bücher und Hörspiele der Reihe «Die drei !!!» verschlungen habe, wollte ich selbst Detektivin werden. Im Spiel «Dark Cases: Feuerfest» konnte ich diesem Kindheitstraum einen Schritt näher kommen und mich mit einem mysteriösen Fall aus dem Städtchen Hagenkirchen befassen. Eine vermisste Bürgermeisterin. Eine niedergebrannte Scheune mitten im Wald. Ein toter Mann mit schweren Brandverletzungen, inmitten der Trümmer. Die örtliche Polizei steht vor einem Rätsel. Zeit, dass mein Mitspieler und ich uns der Sache verschreiben!

«Feuerfest» ist ein Regionalkrimi, angesiedelt in einer fiktiven bayrischen Provinzstadt. Dort herrscht gerade Wahlkampfstimmung. Die amtierende Bürgermeisterin möchte in die zweite Amtszeit starten. Sie setzt auf die Eröffnung eines grossen Einkaufszentrums, das auf landwirtschaftlichen Nutzflächen gebaut werden soll. Die örtlichen Bauern gehen daher auf die Barrikaden und auch der konservative Gegenkandidat ist ganz und gar nicht von ihrem Vorhaben begeistert. Wie weit sie wohl gehen würden, um die Pläne der Bürgermeisterin zu verhindern? Zu viel möchte ich an dieser Stelle aber gar nicht verraten, denn das Spiel ist wirklich lohnenswert. Anders als viele andere Krimispiele kann «Feuerfest» mehrmals gespielt werden. Kein Spielmaterial muss beschriftet, zerschnitten oder anderweitig zerstört werden. Zudem erhält man direkt zu Beginn alle Materialien – anders als bei anderen Spielen, wo diese nach und nach in die Ermittlungen einfliessen. Dies ist anfangs etwas überwältigend, legt sich im Spielverlauf aber. Eine weitere Besonderheit: Das Spiel hat eine Online-Komponente. Einige Hinweise und Aussagen sind nur über das Internet abrufbar.

Das Spiel beginnt mit einer Audio-Einleitung von Polizeimeister Michael Rupprecht, der die Spielenden bei der Klärung des Kriminalfalls um Hilfe bittet. Danach können sich die Ermittlungen frei entfalten. Die spielbegleitende Homepage hat zu einigen Punkten im Spiel auch Tipps; je mehr man von diesen aber braucht, desto weniger Sterne erhält man am Ende des Spiels. Auch besonders schnelle Ermittlerinnen und Ermittler werden belohnt: je nach Zeitaufwand erhält man mehr oder weniger Sterne. Dieses Belohnungssystem rückt aber in den Hintergrund. Viel wichtiger ist die Lösung des Falls. Egal ob in einer Stunde oder drei.

Der Schwierigkeitsgrad wird von den Herausgebern als mittel eingestuft. Ich selbst habe bereits zwei Krimispiele anderer Verlage gespielt und war gut herausgefordert. Besonders der Spieleinstieg fiel mir etwas schwer, da es für mich ungewohnt war, alle Hinweise auf einmal zu erhalten. Was mir positiv auffiel, war die Sorgfalt, mit der alle Hinweise und das Spiel generell erstellt wurden. Vom Obduktionsbericht über Zeitungsausschnitte bis hin zu Tonaufnahmen, die auf der Homepage abrufbar sind – sie wirken alle ziemlich realitätsnah und lassen die Spielerinnen und Spieler in das Leben im Städtchen eintauchen.

Der Autor und die Autorin sind Tobias Kühnlein und seine Partnerin Mona Dengler, die während des Corona-Lockdowns gemeinsam ihr erstes Krimispiel «Dark Cases: Tiefer Fall» entwickelt haben. «Dark Cases: Feuerfest» ist der zweite Titel des Autorenpaars.

«Dark Cases: Feuerfest»: für ein bis sechs Spielende, ab 14 Jahren, Spieldauer circa eineinhalb bis zwei Stunden. Das Spiel kann im Fachhandel oder online gekauft werden.