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The Smile: «A light for attracting attention»

Es tickt, klopft und surrt – Sounds wie Signale aus den Tiefen des Alls. Über einem gegenläufigen Beat flirrt die grandiose Kopfstimme von Thom Yorke («The same»). Als Sänger und Gitarrist der Band Radiohead hat er Rockmusikgeschichte geschrieben. Aber gibt es Radiohead überhaupt noch? Ja – sie heissen jetzt einfach The Smile und machen dort weiter, wo sie einst aufgehört hatten. Und was Yorke und sein Radiohead-Mitstreiter Jonny Greenwood zusammen mit Drummer Tom Skinner bieten, ist allerhöchste Prog-Rock-Punk-
Ambient-Kammerpop-Minimal-Elektro- und Balladenkunst.

Prog-Rock mit raffiniert gestapelten Gitarrenspuren à la Robert Fripp («The opposite», «Thin Thing»), wütender Punk mit eindringlichem und dramatischem Gesang («You will never work in television again») oder auch hymnische Songs wie «Pana vision», «Waving a white flag» oder «Skrting on the surface» zeichnen eine atmosphärisch dichte Stimmung, die fesselt. In «The smoke» ebnet ein markanter Basslauf den Boden für die tragende Bläserabteilung. Und immer wieder die einmalige Stimme von Yorke. Himmlische Orgelklänge, Streicherpassagen und sein flehender Gesang sind Merkmale bei «Speech Bubbles». «Open the floodgates» oder «Free in the Knowledge» nehmen soundmässig Mass am Genesis-Meilenstein «The Lamb lies down on Broadway». Dem gleichen Kapitel zuordnen kann man «A Hairdryer» mit dem zischelnden Hi-Hat, dem zittrigen Gitarrenriff und den üppigen Streicherparts. Und immer wieder die warnende, teilweise aufgebrachte Stimme von Yorke – wie im getriebenen «We don’t know what tomorrow brings».

Aufgebracht und gefrustet scheint Yorke tatsächlich zu sein, wenn man sich seine Texte anschaut. Er schimpft über Missstände in der Politik, über unheilvolle Entwicklungen in der Gesellschaft und ängstigt sich vor kriegerischen Konfrontationen sowie vor der sich nähernden Klimakatastrophe. Der Bandname The Smile bedeute denn auch kein freundliches Lächeln, sagt Yorke, sondern eher das fiese Grinsen eines Lügners.